VI. Psalm. Zu singen dem Herrn ob Seiner großen Güte und Erbarmung.
" O Herr, Du bist gütig und voll der Erbarmung, und gnädig und voll von der größten Geduld; o Du ewiger, heiliger liebvollster Vater! Darum will ich loben Dich allzeit bei Tage und Nacht.

Selbst im kranken Zustande des Leibes, so da irgend etwas die Nerven, die Fibern, die Muskeln und sonstigen Theile desselben mir drücket und ziehet und reißet, daß mir darob alles Sehen und Hören vergehet, so will ich Dich, heiliger Vater, doch loben und preisen, darum Du durch all' diese Uebel zum ewigen Leben mich prüfest und reinigst und zeitigst!

O heiligster, liebvollster Vater, Du bist ja in Allem geg'n uns und für uns nur alleinig die ewige endlose Liebe, und lehrtest und lehrest uns nichts, denn allein nur die Liebe, die heiligste ewige Liebe - aus Dir und in Dir, o Du heiliger liebvollster Vater.

Darum auch will allzeit und ewig Dich loben und preisen ich armer und sündiger Mensch; denn nur Du bist alleinig es würdig, gelobt und gepriesen zu werden, von allen den Engeln und Menschen und Sonnen und Erden, und all' den Geschöpfen, die Dich als den heiligen Schöpfer erkennen.

Dich lobt ja das Gras, und die Bäume sind voll Deines Ruhmes; und alle die Berge, sie dampfen und rauchen, um würdigst zu preisen, o Gott, Deine Größe und Macht; und die Blumen der Wiesen und Fluren und Berge und Thäler und Gärten, wie streu'n sie so emsig Dir, heiliger Vater, sehr duftende Psalmen durch alle die Lüfte entgegen.

Und so auch die lieblichen Vöglein, an Zweiglein der Bäume sich wiegend, welch' herrliche, muntere, reinste Lieder sie singen aus ihren befiederten Kehlen; und jegliches all' dieser Lieder ist reich an dem herrlichsten Lobe und Preise für Dich nur, Du heiliger, liebvollster Vater!

Ja Alles, was ich nur ansehe, ist voll Deiner endlosen Ehre, und voll Deines größesten Ruhmes.

O heiliger, liebvollster Vater! So laß denn auch mich armen Sünder, Dich immerdar loben und preisen und lieben aus all' meinen Kräften des Geistes, der Seel' und des sterblichen Leibes.

Und gebe mir stets dieser Kräfte so viel, daß dadurch ich vermögend dann würde und bliebe, zu thun Deinem heiligsten Willen gemäß aus der einzigen Macht Deiner Liebe in Dir zum Lobe, zur Ehre und ewigen Ruhme, Du heiliger, liebvollster Vater.

Ich denke zwar täglich darnach und darum, und bei all' meinem Gehen und Drehen und Stehen tracht' ich nur allein Dir zu leben; doch was ist dieß All's gegen Dem, was ich Dir, o Du gütigster Vater, für eine alleinige Lebensminute nur schulde?! -

Doch wenn ich dann wieder bedenke, und so bei mir sage: Und könnte ich Dich mit all' den wohlklingendsten Harfen der obersten Engel gar preisen, so wär' doch mein Lob Deiner Würde nicht näher, denn jetzt, da ich gleich den mundlosen Kindlein entgegen Dir lalle ein ärmliches Lied.

O, dann werde ich glücklich, und preise und lobe Dich, heiliger Vater, durch jeden Gedanken, der mir aus der Tiefe des Geistes entsteigt, weil Du, heiliger Vater, so überaus gut und liebevollst bist; darum ewiges Lob Dir, - o heiliger Vater, von uns Allen. Amen."
[PsG.02_006]