VII. Psalm. Zu singen dem Herrn beim Empfange einer geistigen Gabe, welche da ist das wahre tägliche Brot des Lebens.
" O heiliger, liebvollster Vater! sieh', so wir gar täglich von Dir da empfangen des ewigen Lebens unschätzbarstes heiliges Brod in so reicher Fülle; wie sollen, wie können wir danken dafür, o Du heiliger Vater, wir armen, wir finsteren Sünder?

Die Gabe ist groß, ist wunderbar mächtig, und überaus kräftig, ist heilig und voll der Lieb' und des heiligsten Lichtes, und also auch voll alles Lebens aus Dir; o Du heiliger liebvollster Vater, wie können, wie sollen Dir danken dafür, wir armen, wir elenden Sünder?

Denn trotz daß wir auch schon so viel von Dir haben empfangen, so sind aber unsere Herzen doch immer noch finster und neidisch, und voll des Mißtrauens geg'n Dich und Dein Wort, und geg'n unsre oft nächsten und treuesten Brüder, und das All's - aus Furcht vor der Welt.

O Du heiligster Vater, wie sollen, wie können wir danken Dir wahrhaft dafür, daß so gnädig uns Allen Du bist, da doch unsere Herzen so weltlich unlauter noch sind, und so voll alles weltlichen Sinnes und Treibens?

Mit solchen zertragenen Herzen, voll noch so manchen Unrathes der Welt, sieh', o heiliger Vater, ist's schwer Dir zu danken im Geiste der innern lebendigen Wahrheit, da eben dadurch auch unsern Herzen zum würdigen Danke die Hauptsache fehlt, ja die erste Hauptsache: die Demuth, ohne welche ein Gräuel von unseren Herzen der Dank ist vor Dir, o Du heiliger Vater.

Daher schaffe bald, ja recht bald, ja sogleich unsere sündigen Herzen neu um, und befreie dieselben doch einmal ganz völlig von all' dem uralten Unrathe der todtvollsten Welt, daß wir dadurch doch einmal im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und reineren Sinnen zu danken Dir, heiliger Vater, für solche unendliche heilige Gaben, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir in so reichstem Maße empfangen.

Denn wer kann Dir danken im Tode, und wer in der Hölle Dich loben und preisen? So aber da unsere Herzen erfüllt noch sind von so manchem Unrathe der todtvollsten Welt, und dadurch auch noch voll von der Hölle, die da ist als mächtig noch herrschende Selbstsucht in uns; o Du heiliger Vater, da sind wir im Tode ja noch, und gefangen gehalten von gar vielen Schlingen der Hölle. Wie wär' es wohl möglich, da würdig und recht lebendig zu danken Dir, heiligem Vater, für solche hochheilige Gaben?

Wie kann der Unheil'ge dem Heil'gen für's Heilige danken? und wie der Unreine, der finstere Sünder der Erde Dich, ewige Liebe und reinstes Licht, denn wohl loben und preisen, und rühmen mit seiner unlautersten Stimme?

Denn loben und ehren, und preisen und rühmen, heißt würdevollst zieren Dein göttliches Wesen auf Erden, also wie im Himmel Dasselbe von allen den Engeln und reinesten Geistern gezieret stets wird; o wie können wir Solches da thun, wie Dich zieren und schmücken in aller der Nacht unserer Sünden?

Daher, o Du liebvollster Vater! umstalte ja bald, ja recht bald, ja sogleich unsere Herzen! und mache sie frei einmal vollends von all' dem uralten Unrathe der todtvollsten Welt, daß wir einmal dadurch doch im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und Sinnen Dir heiligem Vater für solche unendliche heilige Gabe zu danken, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir, o Du heiliger Vater, so ernstlichst empfangen.

Für jetzt aber, heiligster Vater, da wir doch noch all'samt gar zu unwürdig da stehen, um Dir einen reineren und für die heilige Gabe mehr würdigen Dank darzubringen, nimm gnädig dieß reu'ge Bekenntniß und unsere Ohnmacht so auf, als ob Solches da wär von uns Sündern ein Dank für die heilige Gabe, wie er nur von reineren Wesen Dich preisend und lobend stets dargebracht wird!? Kann ich loben und preisen auch nicht nach Gebühr Dich, o heiliger Vater, so laß Dich doch liebend umfassen, aus all meinen Kräften, von mir armen Sünder, Du heiliger liebvollster Vater! Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen."
[PsG.02_007]