XVIII. Psalm. Zu singen dem Herrn zu jeder Zeit als Vater der Menschen.
" O heiliger Vater, in Jesu dem Herrn, und dem Schöpfer der Welten, der Sonnen, der Menschen und Engel, Dich lobt meine Seele, Dich liebet und preiset mein Geist, und mein Herz ist voll heißester Sehnsucht zu Dir, o Du heiliger, liebvollster Vater!

Dich loben und preisen ja endlos und ewig unzählige Heere von Wesen, vom feurigsten Cherub herab bis zur nichtigen Milbe, der schon ein Moosblättchen zu einer Welt wird, ja zu einer gar wunderbarst größesten Welt.

O, so laß Dich denn, heiligster Vater, auch loben und preisen von mir, einem größesten Sünder vor Dir! O, ich weiß wohl und fühl' es nur gar zu lebendig, wie werthlos vor Dir, o Du heiliger Vater, ein schmutziger, todtvoller Sünder erscheint; doch ich kann mir nicht helfen, so Dich mein allsündigstes Herz will ergreifen, als wäre es sündlos vor Dir, o Du heiliger Vater; denn Du bis ja ewig die reineste Liebe gar Selbst!

O darum wirst Du sicher ja grädigst ansehen der Sünder tieftraurige Herzen, wenn solche sich kehren zu Dir durch die Liebe, und loben und preisen Dich, heiliger Vater, in aller Zernichtung und Demuth des Geistes!

O liebvollster Vater, sieh' grädigst auf uns arme Sünder herab, und erbarme Dich unser, nicht achte der Sünden, die wir schon begangen da haben in unserer Schwachheit; vergieb uns die Schulden, und nehme die Opfer aus unserem Herzen, laß loben und preisen Dich, heiliger Vater dafür!

Hör', o heiliger Vater! Ich hab' schon so manchmal gesündigt vor Dir, aber nie fühlt' ich stärker die Reue ob meiner begangenen Sünden, als eben zur Zeit, da vor Dir ich gesündiget habe.

O Vater! wie war denn wohl Solches doch möglich? Gerade so ich durch die Sünde von Dir gar treulos entfernet mich habe, da war auch mein Herz, wie sonst selten, von einer alltiefesten Reue ergriffen, und wollte nicht selten zerspringen aus Liebe zu Dir.

O des Wunders der Wunder! - Wie kann sich ein sündiges Herz Dir, o heiliger Vater, noch nahen; wie möchte ich Thränen der Reue und Liebe in meiner leibhaftigen Hölle doch weinen!

O horch! o horche mein sündiges Herz, eine heilige Stimme des Vaters, des heiligen, liebvollsten Vaters, die rufet zu Dir und in Dir, und die Worte, die heiligen, lauten also; denn also spricht nur Er, ja nur Er spricht also als die ewige reinste Liebe:

"O Kindlein! Ich suche nur, was da verloren, und helfe erstehen von Neuem Dem, der da gefallen; darum folgt der Sünde gar baldig die Reue und sehnende Liebe zur Mir!

"Aber Dem also Ich hab' geholfen, der soll dann fürder verbleiben also in der sehnenden Liebe zu Mir und - soll nimmer berücken sich lassen von einer werthlosesten Welt!

"Sonst könnt' es wohl einmal geschehen, daß er so tief fiele, ja tiefst in die Hölle des ewigen Todes, da nimmer dann möchte die Reue und sehnende Liebe, als Meine getreueste Hand, ihn erfassen und führen zurück in das ewige Leben in Mir! - Solches fasse, und lebe und handle darnach ewig! Amen.""
[PsG.02_018]