68. Für Pauline.
(J. L. am 12. März 1847.)

O schreibe nur, schreibe,
Die Zeit dir vertreibe;
Wohl weiß es der Geber,
Der Weltenurheber,

Was du damit willst,
Weß Durst damit stillst. - Ohn' einige Seelenbeschwerden,
Denn alles muß leiden Gewalt,
Zu gewinnen des Himmels Gestalt! -

Drum will Ich dieß Wörtlein ihr geben,
Um das, was nicht gut ist, zu heben;
Daß sie muß sich kräftiglich hüten,
Dem Mäusim ihr Herzchen zu bieten.

In Zukunft muß so sie es treiben:
Im Herzen stets Mir treu verbleiben,
Mich lieben und Meiner sich freuen;
Das wird sie von Allem befreien,
Was ihr nun das Herze bedrückt,
Und die leidigen Sinne berückt. -
Gar lieb wär' Mir sonst diese Seele,
Wär' eine gar schöne Juwele,

Der Himmel gar herrliche Zierde,
So sie da ablegte die ärgliche Bürde!
Gar klein scheint ihr freilich die Sünde,
Ein trauliches Priestergebünde;

Bei Mir doch ist anders die Sache,
Ich halte für's Leben die Wache,
Und weiß es am besten vor Allen,
Was Mir nur allein kann gefallen.

Die Ordnung laß überall schalten
Und walten in allen Gestalten;
Dein Herz darf sich nimmer hinneigen,
Wo Weiberfluch führet den Reigen;

Denn die da verfluchet euch haben,
Wie könnt ihr im Herzen sie laben?
Wie könnt ihr sie mehr als Mich lieben,
Die finsteren Fischer im Trüben?!

Sieh, Meine geliebte Pauline!
Und werde deß einmal recht inne:
Der Coelebs hat Mir es geschworen,
Als Rom ihn zum Priester erkloren,

Die d'rum dich gebeten,
Liegt noch in den Ketten
Der thörichten Neigung gefangen
Nach ihres ganz eigenen Herzens Verlangen

Deß wird sie bald ledig nicht werden
Die Weiber für ewig zu fliehen,
Weil sie aus der Hölle nur blühen!
Ist das nicht ein Fluch in der Seele
Deß, der ihn geschöpft aus der Quelle,

Die Babel in finstersten Stunden
Durch höllisches Suchen gefunden?
Darum mußt dein Herz du frei machen
Von solchen gar thörichten Sachen,

Sonst kannst du Mir nicht wohlgefallen,
Was wünschen du solltest vor Allen;
Hat Jemand als Cölebs geschworen,
So bleib' er darin ungeschoren;

Ihm folge der Lohn seines Eides;
Er freue sich solchen Bescheides,
Der ihm diesen Segen gegeben,
Den Himmel allein (solus) zu erstreben!

Du aber, Mein Liebchen, Mich wähle
Zum Bräutigam für Deine Seele;
Dann wirst du nicht düster Mir träumen,
Und seufzend in Winkeln oft säumen,

Die lauliche Zimmerluft fragen,
Wann sie ihn wird her wieder tragen?
O frage Mich lieber dafür,
Ob Ich eh'stens komme zu Dir?

Und Ich werd' zur Antwort dir geben:
Ich komme schon - siehe, soeben!
Das wünsch Ich von Dir: Meine Liebe
Allein nur dir gebe die Triebe,

Die allzeit zu Mir dich erheben,
Und wahre Seligkeit geben,
Im Leib schon den Himmel auf Erden!
Da finden sich keine Beschwerden,

Die Seufzer sind alle verschwunden.
Und du lebst im Geist ungebunden:
Das wünscht dir dein heiliger Vater,
Und saget dazu Sein allmächtiges Amen!
[PsG.01_068]