67. Der Traum, eine kleine Satyre.
(J. L. zu Greifenburg am 6. Dezember 1844.)
Man sagt schier allgemein vom Traum:
"Nichts ist er, als ein leerer Schaum!
"Was wir am Tag geseh'n, gedacht,
"Hat uns den nächt'gen Traum gemacht;
"Im Blute liegt der Träume Sitz,
"Der'n Bildnerin heißt: Fieberhitz',
"Sie ist's, die stets in uns erzeugt
"Den Schlaf, und was im Traum sich zeigt." -
Fürwahr, das ist ganz rar erklärt,
Wer hat uns den Verstand bescheert?!
Wie klug doch jetzt die Menschen sind!!
Wer weiß, ob etwa nicht ein Kind
Der Fieberhitz' - ist ihr Verstand,
Dem solche Ding' also bekannt?!
Die alten Weisen lehrten schier
Ganz anders über Träume hier;
Sie sagten von dem Traum gar hehr:
"Es zeig' der Traum das Leben mehr
"Als wie der Tag, worin's besteht,
"Um was sich seine Achse dreht;
"Sie sehen in dem nächt'gen Traum
"Der Isis heil'gen Schleiersaum,
"Durch den sie oftmals klar ersah'n,
"Was da für einen selt'nen Plan
"Die stummen Götter hätten g'faßt,
"Wie er für Menschen kläglich paßt!"
Und sieh', das waren Heiden nur,
Die hatten schon die bess're Spur,
Und wir, die Christenname ehrt,
Sind so abscheulich hoch gelehrt,
Daß wir allein der Fieberhitz'
Verdanken aller Träume Sitz
Und Sein; wie man's ganz klar versteht,
Um was sich d'jetz'ge Weisheit dreht,
Um's Fressen, Saufen und um Dreck,
Der ist ja unsers Strebens Zweck!
Warum denn tiefer denken hier
Auf dieses Schwelgens Jagdrevier?
Nach fettem Braten, Wein und Brot
Kommt man ja nie zur Traumesnoth,
Man schläft und schnarcht darauf gesund,
Und wird so fett und kugelrund!
Gar schön und hehr ist dieser Grund
Und ist der Weg zum schönsten Bund,
Des jetz'gen Weisen vollends werth,
Da man von ihm nur's Fleisch begehrt!
Doch nicht so in der beß'ren Weis',
Die allzeit noch das Beß're weiß;
Bei der ist heute noch der Traum
Des geist'gen Lebens=Schleiers Saum,
Den ja schon mancher Weise hob,
Und so sein Aug' ins Geistland schob,
Und gab den vielen Gläub'gen kund
Des bess'ren Lebens ew'gen Bund!
In Fieberhitz, im fleisch'gen Blut
Fand Josef nicht des Seraphs Glut,
Die ihn erweckt, wie Freundes Hand,
Und hieß ihn zieh'n in fremdes Land!
So hat auch Jakob kaum geseh'n
Die Himmelsleiter fiebrig steh'n!
Wohl aber war sein heller Traum
Des Gotteslandes heil'ger Saum,
Durch den er klärlichst hat geseh'n
Wie Gottes Dinge Jenseits steh'n! -
Darum sei mir ein jeder Traum
Stets mehr, als bloß ein leerer Schaum,
Und mehr, als alle Fieberhitz'
Sei mir der alten Weisheit Sitz. -
Man sagt schier allgemein vom Traum:
"Nichts ist er, als ein leerer Schaum!
"Was wir am Tag geseh'n, gedacht,
"Hat uns den nächt'gen Traum gemacht;
"Im Blute liegt der Träume Sitz,
"Der'n Bildnerin heißt: Fieberhitz',
"Sie ist's, die stets in uns erzeugt
"Den Schlaf, und was im Traum sich zeigt." -
Fürwahr, das ist ganz rar erklärt,
Wer hat uns den Verstand bescheert?!
Wie klug doch jetzt die Menschen sind!!
Wer weiß, ob etwa nicht ein Kind
Der Fieberhitz' - ist ihr Verstand,
Dem solche Ding' also bekannt?!
Die alten Weisen lehrten schier
Ganz anders über Träume hier;
Sie sagten von dem Traum gar hehr:
"Es zeig' der Traum das Leben mehr
"Als wie der Tag, worin's besteht,
"Um was sich seine Achse dreht;
"Sie sehen in dem nächt'gen Traum
"Der Isis heil'gen Schleiersaum,
"Durch den sie oftmals klar ersah'n,
"Was da für einen selt'nen Plan
"Die stummen Götter hätten g'faßt,
"Wie er für Menschen kläglich paßt!"
Und sieh', das waren Heiden nur,
Die hatten schon die bess're Spur,
Und wir, die Christenname ehrt,
Sind so abscheulich hoch gelehrt,
Daß wir allein der Fieberhitz'
Verdanken aller Träume Sitz
Und Sein; wie man's ganz klar versteht,
Um was sich d'jetz'ge Weisheit dreht,
Um's Fressen, Saufen und um Dreck,
Der ist ja unsers Strebens Zweck!
Warum denn tiefer denken hier
Auf dieses Schwelgens Jagdrevier?
Nach fettem Braten, Wein und Brot
Kommt man ja nie zur Traumesnoth,
Man schläft und schnarcht darauf gesund,
Und wird so fett und kugelrund!
Gar schön und hehr ist dieser Grund
Und ist der Weg zum schönsten Bund,
Des jetz'gen Weisen vollends werth,
Da man von ihm nur's Fleisch begehrt!
Doch nicht so in der beß'ren Weis',
Die allzeit noch das Beß're weiß;
Bei der ist heute noch der Traum
Des geist'gen Lebens=Schleiers Saum,
Den ja schon mancher Weise hob,
Und so sein Aug' ins Geistland schob,
Und gab den vielen Gläub'gen kund
Des bess'ren Lebens ew'gen Bund!
In Fieberhitz, im fleisch'gen Blut
Fand Josef nicht des Seraphs Glut,
Die ihn erweckt, wie Freundes Hand,
Und hieß ihn zieh'n in fremdes Land!
So hat auch Jakob kaum geseh'n
Die Himmelsleiter fiebrig steh'n!
Wohl aber war sein heller Traum
Des Gotteslandes heil'ger Saum,
Durch den er klärlichst hat geseh'n
Wie Gottes Dinge Jenseits steh'n! -
Darum sei mir ein jeder Traum
Stets mehr, als bloß ein leerer Schaum,
Und mehr, als alle Fieberhitz'
Sei mir der alten Weisheit Sitz. -
[PsG.01_067]