30. Der Morgen.

Hehr naht des Tages Mutter! Dunkelheit
Umflorte eher Land und Meer;
Wie herrlich strahlt sie nun im Glanzeskleid',
Und spendet Freude rings umher! -

Mit ihr erneute Lebenskraft erwacht,
Wie regt sich Alles in der Welt,
Wie herrlich strahlt die Flur in Morgenpracht,
Von mächt'ger Sonnengluth beseelt! -

Also auch kommt der Herr! Erst Dämmerung,
Dann hell'res Morgenroth, dann Licht;
Bis endlich voller Tag, rein, frisch und jung
Des Herzens dichte Nacht durchbricht! -

So lang' am Himmel dort die Sonne brennt,
Erfreut das Herz ihr wärmend Licht;
So auch, wie lang' das Herz Mich treu bekennt,
Ermangelst du der Freude nicht! -

Willst leben du ein gutes Leben hier,
So sprech' in deiner Brust getreu,
Die nächste Strof' lebendig stets in dir
Und diese laute also frei:

"O strahl' du ew'ge Morgensonne doch
"Den ganzen Lebenstag in mir,
"Gar heiter trag' ich dann dieß ird'sche Joch
"Erquickt und hoch erfreut in Dir!"
[PsG.01_030]