19. Der Schmerz.
(Empfangen vom HErrn durch J. L. am 4. Aug. 1841, nachmittags.)
Siehe, ein rechtes Thema und werth eines höheren Wortes, nehme dir nur die Mühle, du wirst schon im Herzen etwas finden, das da fein tönend den Schmerz besingen wird; denn Ich habe in selbes schon ein ausgearbeitetes Liedchen geleget; suche nur, und du wirdst es gar bald finden, und auch zugleich erkennen, woher es ist, und aus welcher Feder geflossen! -
Wild toset des Sturmes gar mächtiges Walten;
Der furchtsame Wand'rer wähnt - neu zu umstalten
Die Erde, der Orkane Macht ist gekommen! -
Er zittert darob, und wie wird er beklommen
Im Herzen durch's ahnende Schauen der Dinge,
Nicht anders, als wenn wahr die Erd' zu Grund' ginge! -
So auch der Mensch von dem Schmerze befallen,
Da sieht er sich schon in finsteren Hallen
Des Grabes! Doch nicht ist's also; denn im Wüthen
Des Schmerzes nur Engel euch treulich behüten
Vor Lüsten des Fleisches und and'ren Gefahren,
D'rum sollt ihr im Schmerz nicht zu ängstlich beharren!
Es brennt zwar der Schmerz gewaltig die Nerven,
Und tobet, als möcht' er die Muskeln zerkerfen,
Ergreift oft gewaltig erschütternd das Leben,
Daß darum nicht selben die Knochen erbeben.
Dann fängt der Mensch an im Herzen zu zagen,
Nicht selten auch über Mein Walten zu klagen;
Doch wie ist unklug da ein solches Benehmen
Und thöricht im Schmerze den Tod schon zu wähnen!
Der Schmerz ist als Feger von Mir euch gegeben;
Er läutert den Leib und die Seele vom Streben
Nach eitlen nichtigen irdischen Dingen,
Und hilft euch ein schmerzloses Leben erringen -
Im Schmerze schon wirst du ja weltlich geboren,
Wer hat durch den Schmerz noch etwas verloren?
Muß eh' nicht verwittert ein Stein gänzlich werden,
Durch allerlei drückende Lösungsbeschwerden,
Durch Feuer und Fluthen wird er abgenützet,
Und noch durch allartige Mächte geritzet,
Doch sage, verlieren dabei was die Steine,
Wenn sie dadurch werden zum Baue der Weine
Als fruchtbares Erdreich vom Leben durchdrungen,
Wann hätten sie das wohl als Stein sich errungen?
Und seht, also ihr auch die Schmerzen betrachtet,
Und sie als vom Leben durchdrungen beachtet! -
Wo irgend sich lässet ein Leben verspären,
Da pflegt vorher selbes das Todte zu rühren.
Dem schlafenden Tode will das nicht behagen;
Denn er ahnet noch nichts von lebendigen Tagen.
Doch hat mal das Leben den Tod erst gerüttelt,
Und ihm seine Naarheit zu Staube geschüttelt,
Alsdann fängt der Todte erst an zu verspüren
Die Wohlthat des Lebens und sein mächtiges Rühren.
Also auch der Schmerz-Engel Alle euch wecket
Vom Tode zum Leben, für euch unentdecket;
Doch einst in des ewigen Lebens Lichtsfären
Werd't ihr zu den Todten so liebend selbst kehren. *)
Je tobender euch wann die Schmerzen umfangem,
Zu leben auch stärker wird euer Verlangen;
Im Schmerze, da nehmt ihr zum Leben Arzneien,
Und um von deß Leiden euch selbst zu befreien
Die Mittel, sie helfen euch wohl einzuschlafen,
Doch wahre Gesundheit sie nimmer euch schaffen.
Ihr möchtet wohl klagen, daß so sich's verhaltet,
Daß keine Arznei euch zum Leben umstaltet.
Doch sparet die Klage; auf's Kreuz aber schauet,
Von da herab euch nur das Leben zuthauet.
Dieß schmerzliche Kreuz ist vom Leben durchdrungen;
Ich Selbst hab' am Kreuze euch Solches errungen! -
Ihr mög't euch zwar immer vom Schmerze befreien,
Durch heilsame Kräuter und gute Arzneien.
Doch denket zu Ende: Für Schmerzen gar letzen
Die Regen im Gärtchen kein Kräutlein mehr netzen.
Der letzte von allen den tobenden Schmerzen
Wird euch erst erwecken in euerem Herzen,
So euch nicht zuvor schon Mein Wort hätt' erwecket,
Und so statt des Schmerzes das Leben bezwecket;
Denn die noch Atome des Tod's in sich tragen,
Die können empor über Schmerzen nicht ragen.
Nur die aus der Liebe Geist wiedergeboren,
Die haben die Wecker vom Tode verloren! - **)
Doch suchet ihr euch vom Leid zu befreien,
So thut das durch Glauben mehr, denn durch Arzneien;
Seht, muß Ich die Kräuter für Euch denn nicht segnen
Und euch also heilend durch selbe begegnen?
Fürwahr, so ihr glaubt, Ich könnt' anders euch heilen
Ohn' Kräuter, ohn' Alles, möcht't ihr bei Mir weilen!
Doch so euch die Welt manchmal stark noch anziehet,
Und ihr ja berücket ihr eilig nachfliehet,
Da ist noch gefestet genug nicht der Glauben,
Und muß das erst werden durch schmerzliche Schrauben:
Da müßt ihr dann freilich zur Kräuterkur fliehen,
Denn gläubig möcht't ihr euch zu viel dann ermühen! -
O, haltet die Ordnung in weltlichen Dingen
Nach Essen und Trinken im Maß und Ziel ringen,
Und so auch, was weltlich, versteht es in Allen,
So werdet ihr selten vom Schmerze befallen.
Wenn feuchtende Winde die Lüfte durchziehen,
Dann ist es auch besser in's Trockne zu fliehen,
Und wenn sich die Mondzeichen ordentlich tauschen,
Sollt ihr euch nicht liebend im Weine berauschen.
So werdet der Schmerzen ihr wenig dann klagen
Und selten nach heilenden Kräutern noch fragen;
Doch so euch die Schmerzen besuchen, da denket,
Der heilige Vater euch solche zulenket. ***) -
*) Als liebe dienstbare Geister, Schmerz und Leben bringend den noch todten Brüdern auf den Erdkörpern; - wohlverstanden - denn in Meinen großen Reichen giebt es auch gar viele Wohnungen, sowohl für Lebendige als auch für zu erweckende Todte! Wohl überdacht! und auch wohlverstanden! - - -
**) Weil sie deren nicht mehr bedürfen; denn wer da wiedergeboren ist, ist auch vollkommen lebendig, und braucht nicht mehr zum Leben erweckt zu werden. Doch ist ein Unterschied zwischen den Wiedergeborenen aus dem Glauben, und denen aus der Liebe, davon die Ersten noch schmerzfähig, die Zweiten aber gänzlich schmerzunfähig sind. Wohl überdacht! und sehr wohl verstanden!
***) Um euren Tod in's Leben zu brechen; wohl verstehet es ! Amen! Das sage Ich, der große liebevolle Schmerzen- und Lebenbringer. Amen, Amen, Amen.
Siehe, ein rechtes Thema und werth eines höheren Wortes, nehme dir nur die Mühle, du wirst schon im Herzen etwas finden, das da fein tönend den Schmerz besingen wird; denn Ich habe in selbes schon ein ausgearbeitetes Liedchen geleget; suche nur, und du wirdst es gar bald finden, und auch zugleich erkennen, woher es ist, und aus welcher Feder geflossen! -
Wild toset des Sturmes gar mächtiges Walten;
Der furchtsame Wand'rer wähnt - neu zu umstalten
Die Erde, der Orkane Macht ist gekommen! -
Er zittert darob, und wie wird er beklommen
Im Herzen durch's ahnende Schauen der Dinge,
Nicht anders, als wenn wahr die Erd' zu Grund' ginge! -
So auch der Mensch von dem Schmerze befallen,
Da sieht er sich schon in finsteren Hallen
Des Grabes! Doch nicht ist's also; denn im Wüthen
Des Schmerzes nur Engel euch treulich behüten
Vor Lüsten des Fleisches und and'ren Gefahren,
D'rum sollt ihr im Schmerz nicht zu ängstlich beharren!
Es brennt zwar der Schmerz gewaltig die Nerven,
Und tobet, als möcht' er die Muskeln zerkerfen,
Ergreift oft gewaltig erschütternd das Leben,
Daß darum nicht selben die Knochen erbeben.
Dann fängt der Mensch an im Herzen zu zagen,
Nicht selten auch über Mein Walten zu klagen;
Doch wie ist unklug da ein solches Benehmen
Und thöricht im Schmerze den Tod schon zu wähnen!
Der Schmerz ist als Feger von Mir euch gegeben;
Er läutert den Leib und die Seele vom Streben
Nach eitlen nichtigen irdischen Dingen,
Und hilft euch ein schmerzloses Leben erringen -
Im Schmerze schon wirst du ja weltlich geboren,
Wer hat durch den Schmerz noch etwas verloren?
Muß eh' nicht verwittert ein Stein gänzlich werden,
Durch allerlei drückende Lösungsbeschwerden,
Durch Feuer und Fluthen wird er abgenützet,
Und noch durch allartige Mächte geritzet,
Doch sage, verlieren dabei was die Steine,
Wenn sie dadurch werden zum Baue der Weine
Als fruchtbares Erdreich vom Leben durchdrungen,
Wann hätten sie das wohl als Stein sich errungen?
Und seht, also ihr auch die Schmerzen betrachtet,
Und sie als vom Leben durchdrungen beachtet! -
Wo irgend sich lässet ein Leben verspären,
Da pflegt vorher selbes das Todte zu rühren.
Dem schlafenden Tode will das nicht behagen;
Denn er ahnet noch nichts von lebendigen Tagen.
Doch hat mal das Leben den Tod erst gerüttelt,
Und ihm seine Naarheit zu Staube geschüttelt,
Alsdann fängt der Todte erst an zu verspüren
Die Wohlthat des Lebens und sein mächtiges Rühren.
Also auch der Schmerz-Engel Alle euch wecket
Vom Tode zum Leben, für euch unentdecket;
Doch einst in des ewigen Lebens Lichtsfären
Werd't ihr zu den Todten so liebend selbst kehren. *)
Je tobender euch wann die Schmerzen umfangem,
Zu leben auch stärker wird euer Verlangen;
Im Schmerze, da nehmt ihr zum Leben Arzneien,
Und um von deß Leiden euch selbst zu befreien
Die Mittel, sie helfen euch wohl einzuschlafen,
Doch wahre Gesundheit sie nimmer euch schaffen.
Ihr möchtet wohl klagen, daß so sich's verhaltet,
Daß keine Arznei euch zum Leben umstaltet.
Doch sparet die Klage; auf's Kreuz aber schauet,
Von da herab euch nur das Leben zuthauet.
Dieß schmerzliche Kreuz ist vom Leben durchdrungen;
Ich Selbst hab' am Kreuze euch Solches errungen! -
Ihr mög't euch zwar immer vom Schmerze befreien,
Durch heilsame Kräuter und gute Arzneien.
Doch denket zu Ende: Für Schmerzen gar letzen
Die Regen im Gärtchen kein Kräutlein mehr netzen.
Der letzte von allen den tobenden Schmerzen
Wird euch erst erwecken in euerem Herzen,
So euch nicht zuvor schon Mein Wort hätt' erwecket,
Und so statt des Schmerzes das Leben bezwecket;
Denn die noch Atome des Tod's in sich tragen,
Die können empor über Schmerzen nicht ragen.
Nur die aus der Liebe Geist wiedergeboren,
Die haben die Wecker vom Tode verloren! - **)
Doch suchet ihr euch vom Leid zu befreien,
So thut das durch Glauben mehr, denn durch Arzneien;
Seht, muß Ich die Kräuter für Euch denn nicht segnen
Und euch also heilend durch selbe begegnen?
Fürwahr, so ihr glaubt, Ich könnt' anders euch heilen
Ohn' Kräuter, ohn' Alles, möcht't ihr bei Mir weilen!
Doch so euch die Welt manchmal stark noch anziehet,
Und ihr ja berücket ihr eilig nachfliehet,
Da ist noch gefestet genug nicht der Glauben,
Und muß das erst werden durch schmerzliche Schrauben:
Da müßt ihr dann freilich zur Kräuterkur fliehen,
Denn gläubig möcht't ihr euch zu viel dann ermühen! -
O, haltet die Ordnung in weltlichen Dingen
Nach Essen und Trinken im Maß und Ziel ringen,
Und so auch, was weltlich, versteht es in Allen,
So werdet ihr selten vom Schmerze befallen.
Wenn feuchtende Winde die Lüfte durchziehen,
Dann ist es auch besser in's Trockne zu fliehen,
Und wenn sich die Mondzeichen ordentlich tauschen,
Sollt ihr euch nicht liebend im Weine berauschen.
So werdet der Schmerzen ihr wenig dann klagen
Und selten nach heilenden Kräutern noch fragen;
Doch so euch die Schmerzen besuchen, da denket,
Der heilige Vater euch solche zulenket. ***) -
*) Als liebe dienstbare Geister, Schmerz und Leben bringend den noch todten Brüdern auf den Erdkörpern; - wohlverstanden - denn in Meinen großen Reichen giebt es auch gar viele Wohnungen, sowohl für Lebendige als auch für zu erweckende Todte! Wohl überdacht! und auch wohlverstanden! - - -
**) Weil sie deren nicht mehr bedürfen; denn wer da wiedergeboren ist, ist auch vollkommen lebendig, und braucht nicht mehr zum Leben erweckt zu werden. Doch ist ein Unterschied zwischen den Wiedergeborenen aus dem Glauben, und denen aus der Liebe, davon die Ersten noch schmerzfähig, die Zweiten aber gänzlich schmerzunfähig sind. Wohl überdacht! und sehr wohl verstanden!
***) Um euren Tod in's Leben zu brechen; wohl verstehet es ! Amen! Das sage Ich, der große liebevolle Schmerzen- und Lebenbringer. Amen, Amen, Amen.
[PsG.01_019]