18. Das Gefühl.

Im Gefühl ist's gelegen,
Was das Leben mag begreifen,
Und auf allen finst'ren Wegen
Mag das Licht allein nur reifen.

Wenn das Leben im Gefühle
Sich dir gibt getreu zur Kunde
Unter gläubig lichter Hülle,
Treu in jeder Zeit und Stunde,

Magst du reden, disputiren,
Was dir immer mag gefallen,
Magst dich geistig instruiren,
Was das Leben in den Allen;

Nimmer doch wirst du es finden,
Was in sich da ist das Leben.
Im Gefühl nur wird sich's künden,
Wie das Leben ist gegeben.

Darum - lebe im Gefühle!
Treu nach alter Lebenskunde,
So in aller Herzensstille
Auf dem öden Erdenrunde.

Dann lebst du ein wahres Leben,
Selbst ein Leben dir gestellet,
Treu und wahr von Gott gegeben,
Also auch von Ihm erwählet;

So denn fühlet sich das Wahre
Selbst als ein'ge Kraft hienieden,
Und einst über Zeit und Bahre
Reicht es dir den ew'gen Frieden!
Amen.
[PsG.01_018]