XI. Psalm. Zu singen dem Herrn in der Armuth des Geistes.
" Umdüstert und schwach liegt darnieder mein Geist, und die Seele, ein körperlich Kleid für den ewigen Geist, ist zerrissen von elenden nichtigen Sorgen der Welt.
O wie dürftig und schwach ist der ewige Geist doch in mir! Er, der ewig soll leben, ist krank, ja sehr krank, da das Fleisch ihm die Seele, sein Kleid hat entrissen, und hat ihm dadurch auch entrissen die nöthigste Kost, ja die dürftigste Nahrung zum ewigen Leben, die Liebe zu Gott, ja die Liebe zum heiligsten Vater im Himmel.
O welch eine schreckliche Armuth! Der Geist, der unsterbliche Geist, als die Quelle der Liebe, das Ebenmaß Gottes in mir ist versiechet, ist nahe ganz leblos geworden. Wie groß ist die Armuth in mir.
Denn ich höre die Worte, lebendige Worte des ewigen Lebens nicht mehr; wie ein äußerer sinnloser Schall sie nun gleiten an meinen von weltlichen Dingen betäubeten Ohren vorüber. Harmonische Töne, die einst mein Auge mit Thränen anfüllten, und machten vor Freuden das Herz in dem Leibe mir hüpfen, die gehn wie ein Alltagsgeplärr an mir Stumpfen vorüber.
Die Thräne der Armuth, die heiße, die brennende Thräne des leidenden flehenden Bruders, dieß Heiligthum Gottes im Auge des Bruders, - es rührt mich nicht mehr; nur mit kaltem, gefühllosem Herzen geb ich ihm im äußersten Fall eine kargst ausgemessene Gabe.
Auch lässet mich gänzlich gefühllos und stumpf ein gar redlich mir bessere Liebe zuwinkendes Auge, von einer, wenn auch noch so lieblichen Schwester! Denn meine Empfindung ist todt, ja ganz todt ist die innerste Faser des Herzens geworden in mir.
Und die zahllosen Wunder an jeglichem Tage aus Dir, lieber heiliger Vater, die gehen gar sehr unbeachtet vor meinem erblindeten Geiste vorüber; der herrlichste Aufgang der Sonne ist mir gleich der wandernden Nacht.
Selbst das schreckliche Rauschen und Toben des Todes, das tägliche Sterben der Brüder, das jammernde Todtengeläute, die klagenden Lieder am Sarge und Grabe getödteter Brüder und Schwestern sind mir zum alltäglichen ganz unbeachteten Schauspiel geworden, das weder den Beifall, noch einen gegründeten Tadel von meinem verarmten Geiste verdient.
O du schreckliche Größe der Armuth des Geistes in mir; wann, o wann werd ich deiner los werden, und wann wieder leben ein reichliches Leben der Liebe in mir?
O mein Jesus! Du ewig allmächtiger Meister des Lebens, Du heiliger, liebvollster Vater! erbarme doch einmal Dich meiner, und wecke in Liebe, in mir den zum Tode sich neigenden Geist, damit wieder ich fühlen doch möchte ein reichlicher werdendes Leben in mir.
O mein Jesus, mein heiliger Vater! erwecke doch einmal zum völligen Leben den ganz in die größeste Armuth und Schwäche versunkenen Geist, - und laß finden Dich einmal von mir, o Du heiliger Vater!
Denn in solcher Armuth ists wohl nimmer möglich zu Dir sich zu heben, und geben alleinig Dir Ehre und Preis, denn der stumme, beinahe ertödtete Geist ist deß gänzlich unfähig; darum denn umstalte mein schmutziges Herz! und auch wolle gedenken des täglichen Brodes zum ewigen Leben, so werd ich bald wieder erstehen mit gänzlich erneuten Kräften, um Dich, heiliger Vater, zu loben und zu preisen mit einer unsterblichen Zunge im Munde des wiedergeborenen Geistes. Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich. Amen."
O wie dürftig und schwach ist der ewige Geist doch in mir! Er, der ewig soll leben, ist krank, ja sehr krank, da das Fleisch ihm die Seele, sein Kleid hat entrissen, und hat ihm dadurch auch entrissen die nöthigste Kost, ja die dürftigste Nahrung zum ewigen Leben, die Liebe zu Gott, ja die Liebe zum heiligsten Vater im Himmel.
O welch eine schreckliche Armuth! Der Geist, der unsterbliche Geist, als die Quelle der Liebe, das Ebenmaß Gottes in mir ist versiechet, ist nahe ganz leblos geworden. Wie groß ist die Armuth in mir.
Denn ich höre die Worte, lebendige Worte des ewigen Lebens nicht mehr; wie ein äußerer sinnloser Schall sie nun gleiten an meinen von weltlichen Dingen betäubeten Ohren vorüber. Harmonische Töne, die einst mein Auge mit Thränen anfüllten, und machten vor Freuden das Herz in dem Leibe mir hüpfen, die gehn wie ein Alltagsgeplärr an mir Stumpfen vorüber.
Die Thräne der Armuth, die heiße, die brennende Thräne des leidenden flehenden Bruders, dieß Heiligthum Gottes im Auge des Bruders, - es rührt mich nicht mehr; nur mit kaltem, gefühllosem Herzen geb ich ihm im äußersten Fall eine kargst ausgemessene Gabe.
Auch lässet mich gänzlich gefühllos und stumpf ein gar redlich mir bessere Liebe zuwinkendes Auge, von einer, wenn auch noch so lieblichen Schwester! Denn meine Empfindung ist todt, ja ganz todt ist die innerste Faser des Herzens geworden in mir.
Und die zahllosen Wunder an jeglichem Tage aus Dir, lieber heiliger Vater, die gehen gar sehr unbeachtet vor meinem erblindeten Geiste vorüber; der herrlichste Aufgang der Sonne ist mir gleich der wandernden Nacht.
Selbst das schreckliche Rauschen und Toben des Todes, das tägliche Sterben der Brüder, das jammernde Todtengeläute, die klagenden Lieder am Sarge und Grabe getödteter Brüder und Schwestern sind mir zum alltäglichen ganz unbeachteten Schauspiel geworden, das weder den Beifall, noch einen gegründeten Tadel von meinem verarmten Geiste verdient.
O du schreckliche Größe der Armuth des Geistes in mir; wann, o wann werd ich deiner los werden, und wann wieder leben ein reichliches Leben der Liebe in mir?
O mein Jesus! Du ewig allmächtiger Meister des Lebens, Du heiliger, liebvollster Vater! erbarme doch einmal Dich meiner, und wecke in Liebe, in mir den zum Tode sich neigenden Geist, damit wieder ich fühlen doch möchte ein reichlicher werdendes Leben in mir.
O mein Jesus, mein heiliger Vater! erwecke doch einmal zum völligen Leben den ganz in die größeste Armuth und Schwäche versunkenen Geist, - und laß finden Dich einmal von mir, o Du heiliger Vater!
Denn in solcher Armuth ists wohl nimmer möglich zu Dir sich zu heben, und geben alleinig Dir Ehre und Preis, denn der stumme, beinahe ertödtete Geist ist deß gänzlich unfähig; darum denn umstalte mein schmutziges Herz! und auch wolle gedenken des täglichen Brodes zum ewigen Leben, so werd ich bald wieder erstehen mit gänzlich erneuten Kräften, um Dich, heiliger Vater, zu loben und zu preisen mit einer unsterblichen Zunge im Munde des wiedergeborenen Geistes. Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich. Amen."
[PsG.02_011]