50. Die krumme Straße,
Die einzelne Nachtlaterne, ein unausgebautes Haus und ein neues roth angestrichenes Wasserrad.
(Jakob Lorber am 5. Okt. 1842.)
Es richtet sich die Straße nach des Berges Krümme,
Also, wie nach der Kehle eines Sängers Stimme;
Man kann ja über Berge, die gar sehr zerklüftet,
Gerade Zeilen schwerlich führen, und gelüftet
Wird der Saum nur mühsam werden,
Wo daß steinige Gebärden
Bald des Ebners Hand erlahmen,
Und Lawinen ihn verdammen!
Doch was die Krümme einer Straße uns versaget,
Das soll die Leuchte, die ein Stock da einsam traget,
Durch ein gar reines Licht ersetzen und ergänzen,
Damit des Wand'rers Auge sehen könnt' die Grenzen,
Wie von Anfang bis zum Ende
Sich die krumme Straße wende,
Doch die Leuchte ist verkümmert
Wie ihr seichter Grund zertrümmert! -
Ein neues Haus, noch unvollendet dort am Rande,
Es steht zwar wohl mit seinesgleichen im Verbande,
Und will als Zierd' der krummen Straße sich gestalten,
Also: als sollt's durch Zeiten Nacht gar nie veralten;
Doch der Berg und Straße sagen
Und die Leuchte läßt nicht fragen:
Prange nur, du Haus am Rande,
Uns gleich steht du auch am Sande!
Nicht weit von dir, gen Untergang, am falschen Bache,
(O schwaches Haus wird dir zu einer argen Sache)
Wird roth gefärbt ein überschlächtig Rad errichtet,
Der Werkmann weiß, was durch dasselbe wird geschlichtet;
Sieh', die Zeit, dem Rad sie gleichet,
Wie sie um die Erde schleichet;
Dieses Rad Zerstörung führet,
Alles fällt, durch das berühret!
Da ahnest nicht den falschen Bach, den Zweig am Strome,
Und die verschmutzte Leuchte auch nicht, was die fromme,
Es wird der Strom geschwängert bald den Bach entrüsten,
Da wird der Bach das rothgefärbte Rad verwüsten,
Das der Fluth zuwider gehet;
Dann wirst du auch wohl erspähet -
Haus am Rande! Regen fallet,
Eine starke Stimm' schon hallet!
Ja, eine überstarke Stimme dröhnend hallet,
Es ist die letzte der Posaunen, die da schallet;
Du krumme Straß' am Berge! Magst du nicht vernehmen,
Und nicht, du Leuchte, dich zum hellern Licht bequemen?
O du schnödes Haus am Sande!
Deine schwachen, sand'gen Bande
Sind vom alten Rost bedecket,
Bist so gut wie schon zerbröcket! -
Und ihr, die ihr dieß Bild in diesem Liede leset,
Begreifet es, damit ihr allesamt geneset,
Die Straße, Leuchte, Haus und Rad sind nicht gemeinet,
Wohl aber Kirche, Lehre, Babels Dienst bereinet;
Babel will sich neu erbauen,
Will das Heil sich neu antrauen,
Doch es baut auf schnödem Sande,
Baut an seines Abgrunds Rande!
Am falschen Bach erweichet es ganz, gleich dem Rade,
Ein überschlächtig Rad, das zeigen soll die Pfade
Der Nächstenlieb' durch Farbe und durch's widre Drehen:
DurchTrug und List will Babel wieder neu erstehen!
Nein! das wird nicht mehr geschehen,
Nimmermehr wirst du erstehen,
Ehe wird die Sonn' vergehen,
Eh' du wieder wirst erstehen!
(Jakob Lorber am 5. Okt. 1842.)
Es richtet sich die Straße nach des Berges Krümme,
Also, wie nach der Kehle eines Sängers Stimme;
Man kann ja über Berge, die gar sehr zerklüftet,
Gerade Zeilen schwerlich führen, und gelüftet
Wird der Saum nur mühsam werden,
Wo daß steinige Gebärden
Bald des Ebners Hand erlahmen,
Und Lawinen ihn verdammen!
Doch was die Krümme einer Straße uns versaget,
Das soll die Leuchte, die ein Stock da einsam traget,
Durch ein gar reines Licht ersetzen und ergänzen,
Damit des Wand'rers Auge sehen könnt' die Grenzen,
Wie von Anfang bis zum Ende
Sich die krumme Straße wende,
Doch die Leuchte ist verkümmert
Wie ihr seichter Grund zertrümmert! -
Ein neues Haus, noch unvollendet dort am Rande,
Es steht zwar wohl mit seinesgleichen im Verbande,
Und will als Zierd' der krummen Straße sich gestalten,
Also: als sollt's durch Zeiten Nacht gar nie veralten;
Doch der Berg und Straße sagen
Und die Leuchte läßt nicht fragen:
Prange nur, du Haus am Rande,
Uns gleich steht du auch am Sande!
Nicht weit von dir, gen Untergang, am falschen Bache,
(O schwaches Haus wird dir zu einer argen Sache)
Wird roth gefärbt ein überschlächtig Rad errichtet,
Der Werkmann weiß, was durch dasselbe wird geschlichtet;
Sieh', die Zeit, dem Rad sie gleichet,
Wie sie um die Erde schleichet;
Dieses Rad Zerstörung führet,
Alles fällt, durch das berühret!
Da ahnest nicht den falschen Bach, den Zweig am Strome,
Und die verschmutzte Leuchte auch nicht, was die fromme,
Es wird der Strom geschwängert bald den Bach entrüsten,
Da wird der Bach das rothgefärbte Rad verwüsten,
Das der Fluth zuwider gehet;
Dann wirst du auch wohl erspähet -
Haus am Rande! Regen fallet,
Eine starke Stimm' schon hallet!
Ja, eine überstarke Stimme dröhnend hallet,
Es ist die letzte der Posaunen, die da schallet;
Du krumme Straß' am Berge! Magst du nicht vernehmen,
Und nicht, du Leuchte, dich zum hellern Licht bequemen?
O du schnödes Haus am Sande!
Deine schwachen, sand'gen Bande
Sind vom alten Rost bedecket,
Bist so gut wie schon zerbröcket! -
Und ihr, die ihr dieß Bild in diesem Liede leset,
Begreifet es, damit ihr allesamt geneset,
Die Straße, Leuchte, Haus und Rad sind nicht gemeinet,
Wohl aber Kirche, Lehre, Babels Dienst bereinet;
Babel will sich neu erbauen,
Will das Heil sich neu antrauen,
Doch es baut auf schnödem Sande,
Baut an seines Abgrunds Rande!
Am falschen Bach erweichet es ganz, gleich dem Rade,
Ein überschlächtig Rad, das zeigen soll die Pfade
Der Nächstenlieb' durch Farbe und durch's widre Drehen:
DurchTrug und List will Babel wieder neu erstehen!
Nein! das wird nicht mehr geschehen,
Nimmermehr wirst du erstehen,
Ehe wird die Sonn' vergehen,
Eh' du wieder wirst erstehen!
[PsG.01_050]