55. Die reine stille Liebe, (die göttliche)
im Gegensatze der Eigenliebe (die weltliche).
(Empfangen durch J. L. am 1. Januar 1842.)
Was in raschem Zeitenfluge ich verloren,
Wieder war es freundlichst mir geboren
Durch der reinen hehren Liebe Kraft;
Diese sauge ich nun aus den Blüthen,
Welche mir die heil'gen Stunden bieten,
Eine Liebe ohne Leidenschaft!
Leidenschaft verheeret Herz und Sinne,
Sie verschlingt in tückischem Beginne
Alles Göttliche mit wilder Gluth; - -
Wahre Liebe schafft in reinsten Kreisen,
Sie belebt die Kinder wie die Weisen,
Sie erst macht uns wahrhaft groß und gut! -
Leidenschaft verzehrt im Feuerneide
Ihres Lieblings kaum gewährte Freude,
Sie liebt sich nur in des Andern Bild;
Reine Liebe acht't nicht eig'ner Leiden,
Gleich den Blümchen fügt sie sich bescheiden. -
Wahrlich solche Liebe führet mild.
Leidenschaft ist ohne alle Grenzen,
Nur genießen will sie und nur glänzen,
Ihr zur Folge zehrt die Eifersucht! -
Reine Liebe geht im Vertrauen
In den Wüsten noch auf blum'gen Auen,
Sie nur zeugt des inn'ren Friedens Frucht.
Wahre Liebe wird uns nie betrüben,
Und so, Freunde, laßt euch Alle lieben,
Ferne, nahe, ja wie Blick an Blick;
Euch im Stillen innigst zu verehren,
Dieses könnt ihr mir ja nie verwehren!
Denn die Liebe ist mein stilles Glück. -
Auch die Mädchen brauch' ich nicht zu scheuen,
Innigst kann ich mich mit ihnen freuen,
O sie sind ja unseres Lebens Lust;
Doch im reine Sinn', also im Stillen,
Mir allein nur darf ich es enthüllen,
Mir allein das Heil'ge in der Brust!
Also soll ein Jeder wahrhaft lieben,
Dann wird ihn die Liebe nie betrüben,
Sondern ihm verleihen höh're Kraft;
Doch, so Leidenschaft mit ist im Spiele,
Bleibt stets unerfüllt der gier'ge Wille,
Dann ist schon in uns, was Leiden schafft!
Wer um solche Liebe sich beeifert,
Ist mit schwarzer Niedrigkeit begeifert,
Ihn verzehrt der Eigenliebe Gram;
Doch die Reinen sind davon befreiet,
Da sie nie für Lieb' um sich gefreiet,
Ihnen auch gebührt des Segens Stamm!
Fiat! Amen!
(Empfangen durch J. L. am 1. Januar 1842.)
Was in raschem Zeitenfluge ich verloren,
Wieder war es freundlichst mir geboren
Durch der reinen hehren Liebe Kraft;
Diese sauge ich nun aus den Blüthen,
Welche mir die heil'gen Stunden bieten,
Eine Liebe ohne Leidenschaft!
Leidenschaft verheeret Herz und Sinne,
Sie verschlingt in tückischem Beginne
Alles Göttliche mit wilder Gluth; - -
Wahre Liebe schafft in reinsten Kreisen,
Sie belebt die Kinder wie die Weisen,
Sie erst macht uns wahrhaft groß und gut! -
Leidenschaft verzehrt im Feuerneide
Ihres Lieblings kaum gewährte Freude,
Sie liebt sich nur in des Andern Bild;
Reine Liebe acht't nicht eig'ner Leiden,
Gleich den Blümchen fügt sie sich bescheiden. -
Wahrlich solche Liebe führet mild.
Leidenschaft ist ohne alle Grenzen,
Nur genießen will sie und nur glänzen,
Ihr zur Folge zehrt die Eifersucht! -
Reine Liebe geht im Vertrauen
In den Wüsten noch auf blum'gen Auen,
Sie nur zeugt des inn'ren Friedens Frucht.
Wahre Liebe wird uns nie betrüben,
Und so, Freunde, laßt euch Alle lieben,
Ferne, nahe, ja wie Blick an Blick;
Euch im Stillen innigst zu verehren,
Dieses könnt ihr mir ja nie verwehren!
Denn die Liebe ist mein stilles Glück. -
Auch die Mädchen brauch' ich nicht zu scheuen,
Innigst kann ich mich mit ihnen freuen,
O sie sind ja unseres Lebens Lust;
Doch im reine Sinn', also im Stillen,
Mir allein nur darf ich es enthüllen,
Mir allein das Heil'ge in der Brust!
Also soll ein Jeder wahrhaft lieben,
Dann wird ihn die Liebe nie betrüben,
Sondern ihm verleihen höh're Kraft;
Doch, so Leidenschaft mit ist im Spiele,
Bleibt stets unerfüllt der gier'ge Wille,
Dann ist schon in uns, was Leiden schafft!
Wer um solche Liebe sich beeifert,
Ist mit schwarzer Niedrigkeit begeifert,
Ihn verzehrt der Eigenliebe Gram;
Doch die Reinen sind davon befreiet,
Da sie nie für Lieb' um sich gefreiet,
Ihnen auch gebührt des Segens Stamm!
Fiat! Amen!
[PsG.01_055]